Die Freiwillige Feuerwehr in Rheinland-Pfalz – Personalmangel und Lösungsansätze

Personalengpässe in Rheinland-Pfalz

Die Freiwillige Feuerwehr – Personalmangel und Lösungsansätze

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Florian Wagner
SWR Autor Florian Wagner

In Gemeinden und Städten von Rheinland-Pfalz ist die Freiwillige Feuerwehr ein konstanter Bestandteil des Katastrophenschutzes. Doch in einigen Kommunen in RLP gibt es Personalengpässe.

Diese Engpässe sind teilweise so gravierend, dass Gemeindevertretungen von der rechtlichen Möglichkeit der Pflichtmitgliedschaft Gebrauch machen wollen, um die notwendige Anzahl an Personal zu bekommen. Auf der anderen Seite sind viele Feuerwehren in der Region aber auch noch gut besetzt: Ein Blick auf die Lage mit Frank Hachemer, dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz, zeigt, dass es im Land eine große Bandbreite an Sachlagen gibt.

Bestandsaufnahme: So geht es den Freiwilligen Feuerwehren

Eine Gesamt-Statistik zur Personalbesetzung in den Freiwilligen Feuerwehren gibt es in Rheinland-Pfalz nicht. Laut Hachemer sind es jedoch unterschiedliche Rückmeldungen in persönlichen Gesprächen und aus den Gremien des Verbandes, die die Probleme zeigen: Bei jungen Mitgliedern hätten viele aktive Freiwillige Feuerwehren mit Fluktuationen zu kämpfen: Studium, Ausbildung und Jobs führen oft zu einer Abwanderung aus der Heimat-Feuerwehr.

Ältere Mitglieder, die früher eher bis zum Altersruhestand aktiv blieben, verlassen heute öfter schon vorher die Wehr, um "noch was anderes zu machen". Um einen langfristigen Personalmangel zu verhindern, sei aber eine Bindung der Feuerwehrleute über eine längere Zeit unerlässlich - "da hilft leider auch kein begrenztes Engagement für wenige Monate", so der Präsident.

Feuerwehr durch die Ahrtal-Flut im Fokus

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat die Wichtigkeit der Freiwilligen Feuerwehr kurzzeitig in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Dadurch angeregt, kommen zurzeit vereinzelt Neu-Mitglieder hinzu, sagt Hachemer. Doch auch dieser tragische Anlass hat den Trend nicht umgekehrt.

Freiwilligkeit – ein einzigartiges System

Um mehr Menschen für die Freiwillige Feuerwehr zu begeistern, müsse ein neues Verständnis in der breiten Bevölkerung für die Organisation geschaffen werden. Bei Zuwanderern in Deutschland etwa fehle oft das Verständnis für das in Deutschland und Österreich weltweit einzigartige System. "Viele Mitbürgerinnen und Mitbürger wissen schlichtweg nicht, dass man sich hier engagieren kann", sagt Hachemer.

Werbekampagnen könnten allenfalls begleitend helfen, um neue Mitwirkende zu gewinnen und gleichzeitig die Strukturen der freiwilligen Feuerwehr zu erläutern. So könne ein niedrigschwelliger Einstieg ermöglicht werden, effektiv sei aber der direkte Kontakt - doch diese Aufgabe liege nicht nur bei den Feuerwehren selbst, sondern auch bei den jeweiligen Kommunen als gesetzlich verpflichtete Betreiber einer Feuerwehr: "Hier sind Verwaltungen und Politik mehr als bisher gefragt“, so der Präsident.

"Die Menschen müssen verstehen, dass es sie alle etwas angeht - scherzhaft gesagt: Jeder in RLP ist potenzieller Kunde der Feuerwehr!"

Weiche Anreize?

Deutschland auf Bundesebene, Rheinland-Pfalz auf Landesebene oder die Kommunen selbst können Anreize für ein Engagement in der Feuerwehr schaffen. Der Landesfeuerwehrverband RLP sammelt Vergünstigungen, wie die kostenlose Nutzung eines Hallenbads.

Einige Gemeinden zahlen zudem eine Aufwandsentschädigung für Einsätze. Frank Hachemer bezeichnet diese Ideen als "weiche Anreize": Viele Ehrenamtliche freuten sich über diese Form der Anerkennung, doch es sei eher unwahrscheinlich, dass dadurch viele neue Personen zur Feuerwehr kämen: "Es müssen deutlich mehr Maßnahmen her. Und es muss der Sache mehr Aufmerksamkeit gezollt werden. Die Feuerwehr ist keine Nebensache, sondern Grundlage für Sicherheit und damit die Gesellschaft überhaupt."

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Thüringen hat, um die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu honorieren und den ehrenamtlichen Einsatz zu unterstützen, eine besondere Altersversorgung in Form einer Feuerwehrrente eingeführt. Um Anspruch auf die Rente zu haben, müssen Feuerwehrleute eine bestimmte Mindestzeit im Dienst der Feuerwehr absolviert haben. Die genaue Mindestzeit variiert je nach Alter und anderen Faktoren und kann zwischen 10 und 25 Jahren liegen.

"Ehrenamt" oder "Ehrendienst"?

Frank Hachemer sagte, er schätzt jegliche Ehrenamtsarbeit, trotzdem sieht er die Freiwillige Feuerwehr in diesem Fall als „Ehrendienst“. Im Gegensatz zur Ehrenamtsarbeit in Sport, Gemeinden, etc., deren Wegfall für die Gesellschaft ein starker Verlust wäre, gehe es beim Wegfall einer freiwilligen Feuerwehr um lebensrettende Grundlagen - die deshalb auf jeden Fall erhalten oder notfalls ersetzt werden müssen.

"Und letzteres wäre ungleich teurer als unser aktuelles System, zudem wäre ein anderes System so flächendeckend wie jetzt und zum jetzigen Preis nicht umsetzbar. Auch fiele dann eine gewichtige Stütze unserer Gesellschaft weg – das muss man auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um die Stärkung der Demokratie eindeutig stärker bedenken, bevor man ans Schließen einer Freiwilligen Feuerwehr denkt!"

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